Umfrage zur Situation der Schuldnerberatung unter Corona-Bedingungen in Schleswig-Holstein – Begleitende Befragung zum Schuldenreport 2021

Ergebnisse und Pressemitteilung

Seit zwei Jahren bestimmt die Corona-Pandemie unser gesellschaftliches und privates Leben. Schon jetzt ist die Anzahl der Ratsuchenden deutlich angestiegen. Um diese Verschärfung der Beratungssituation sichtbar zu machen, haben wir uns analog zur bundesweiten Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) entschlossen, die Situation in unseren Beratungsstellen ebenfalls zu erheben: Wie ist derzeit die Situation in den Schuldnerberatungsstellen in Schleswig-Holstein? Haben sich Beratungsbedarfe unter Corona-Bedingungen verändert? Gibt es einen Unterschied in den Städten und auf dem Land hinsichtlich des Zugangs zur Beratung, bei den Zielgruppen, dem Zeitpunkt der Inanspruchnahme der Beratung sowie bei den Fallzahlen? Alle Fragen bezogen sich auf den Befragungszeitraum 2021 gegenüber dem Jahr 2019. (Quelle: Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein)

Kernergebnisse (Quelle: Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein):

Deutlich mehr Menschen wandten sich 2021 an die Schuldnerberatungsstellen in Schleswig-Holstein. Bei 66 % der antwortenden Berater*innen hat sich die Anzahl der Anfragen erhöht.

Coronabedingt haben besonders (Solo-)Selbständige und Personen, die aufgrund von Kurzarbeit unter Einkommenseinbußen litten, vermehrt Beratung nachgefragt.

Die Beratung von Personen mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf hat zugenommen. 75 % der Berater*innen verzeichnen vermehrt Anfragen von Personen mit für die Beratung nicht ausreichenden Deutschkenntnissen, 55 % mit gesetzlicher Betreuung und 45 % mit Sozialpädagogischer Einzel- und Familienhilfe.

Altersarmut wird in der Beratung sichtbar! Den stärksten Anstieg in allen Altersgruppen sehen wir bei den über 65-Jährigen. 84 % der befragten Schuldnerberater*innen gaben an, dass bei diesen Personen die Rente nicht zum Leben reicht. "Fehlende oder aufgebrauchte Rücklagen" wurden von 53 % der Berater*innen als Grund für eine Beratungsaufnahme bei dieser Altersgruppe angegeben.

Die Beratungsinhalte haben sich durch die Pandemie und Gesetzesänderungen zu Gunsten der Beratung mit akutem Unterstützungsbedarf (Krisenintervention) verschoben. So verzeichneten 55 % der Befragten vermehrte Anfragen zum Pfändungsschutz, 53 % zur Insolvenzberatung und  42 % zu Miet- und Stromschulden.

Digitale Beratungsangebote (Telefon und Mail) wurden häufiger genutzt. Die Arbeitsweise der Schuldnerberatung ist insgesamt digitaler geworden. Datenschutzkonforme Lösungen für Mail- und Videoberatung werden daher sofort benötigt.

Zudem hat die Koordinierungsstelle am 05.04.2022 eine Pressemitteilung herausgegeben, die sich mit den Ergebnissen einer begleitenden Umfrage zum Schuldenreport 2021 beschäftigt. Darin wurden alle Schuldnerberatungsstellen in Schleswig-Holstein zu ihrer Situation unter Corona-Bedingungen befragt. (Quelle: Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein)